Purpur Braun Grau Weiß Schwarz

Der Titel macht neugierig – was hat eine Aufzählung von Farben mit dem Sterben zu tun? Sind Farbvisionen gemeint, von denen kurzzeitig Tote und dann wieder ins Leben Zurückgeholte berichten? Nein, die Antwort ist einfacher: es sind die Farben, die eine Hospiz-Patientin für ihre Pullover bevorzugte. Daniel Schumann hatte über ein Jahr Todgeweihte in einer solchen Einrichtung fotografiert. Zuvor hatte er dort seinen Zivildienst absolviert und war damit den Umgang mit dem schwierigen Thema geübt. Die Dame mit den Pullovern überlebte das eine Jahr, das sich Schumann als zeitlichen Rahmen für die Beobachtung mit der Kamera gesetzt hatte. Frau H. kommt in der Bildstrecke mehrfach vor, während andere wenige Tage nach der ersten Aufnahme verstarben und zwischen den Aufnahmen die Schwelle vom Leben zum Tod überschritten hatten.

Schumann war sich bewusst, dass er nicht der erste ist, der dieses Thema fotografisch darstellt. Anders als Walter Schels beispielsweise fotografierte er in Farbe und verzichtete weit gehend auf eine Monumentalisierung der Dargestellten. Er zeigt nicht nur Gesichter, sondern auch Zimmer, Betten, Sitzgelegenheiten, Kleidung, zwischendurch auch stille Wälder als typische Sehnsuchtsorte. Die Portraits zeigen keine heroische Todeskämpfe, sondern Menschen, die ihr Schicksal mit Würde und Gelassenheit tragen. Die eindrucksvollen, sich jeglichem Voyeurismus versagenden Fotos machen Mut, es ihnen gleich zu tun.