Red Land – Blue Land

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Puppen waren eines der bevorzugten Sujets surrealistischer Kunst. Wenn die leblosen Körper zusätzlich in einen architektonischen Rahmen gestellt werden, ist die irreale Schaubühne perfekt.
Eine solche Bühne hat der Fotograf Claudio Hils auf dem britischen Truppenübungsplatz Sennelager im Teutoburger Wald entdeckt. Dort steht zur Ausbildung der Soldaten die kleine Ortschaft „Tin-City“ mit Straßen, Häusern, Kirche, Bar – und dies alles bevölkert von Schaufensterpuppen. In diesem vermeintlich „realistischen“ Ambiente übt, sprich, schießt es sich unbeschwert, solange nicht ein Beobachter die Doppelbödigkeit und die Brisanz des Ganzen freilegt. Hils hat das getan, einerseits mit Beharrlichkeit, denn die Genehmigung zum Fotografieren war nicht einfach zu erhalten, andererseits mit lakonischer Dokumentaristentreue. Wo sich die Motive schon so kurios und augenfällig präsentieren, verbietet sich jede zusätzliche Inszenierung oder Effekthascherei. Hils hat dies gespürt und sich daran gehalten, sogar das modellierende Sonnenlicht ausgeschaltet und überwiegend bei bewölktem Himmel fotografiert. Die Realität selbst gibt sich in „Tin City“ ganz und gar surreal. Auch ohne den Ernstfall, für den hier geübt wird, läuft einem angesichts der naiven Idylle des Geisterstädtchens ein Schauer den Rücken herunter: Kriegsfotografie im Puppenstubenformat sozusagen.

  • Titel: Red Land - Blue Land
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Claudio Hils
  • Textautor: Anna M. Eifert-Körnig, Rolf Schönlau
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: gruppeDREI
  • Verlag: Hatje Cantz
  • Verlagsort: Ostfildern
  • Erscheinungsjahr: 2000
  • Sprache: deutsch, englisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 160
  • Bindung: Hardcover, illustrierter Schutzumschlag
  • Preis: 78 DM
  • ISBN: 3-7757-0930-4

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