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Christoph Bangerts Kriegstrilogie ist abgeschlossen

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Kabul/Afghanistan ist derzeit in aller Munde. Das vergebliche Mühen des Westens um Ordnung und Frieden in einem Land, das in seiner Archaik unverstanden geblieben ist, wird Spuren hinterlassen. Christoph Bangert war im Sommer 2013 dort, um für die New York Times zu fotografieren. Seine Erlebnisse hat er auf Basis seines Tagebuchs und seiner Fotos zu einem Buch verdichtet, das als dritter (und letzter) Teil einer Reihe von sehr unterschiedlichen Fotobüchern über den Schrecken und das Groteske des Krieges gedacht ist (War Porn erschien 2014, Hello Camel 2016). Rumors of War musste er noch machen, um zu versuchen, die Geister, die er seinerzeit rief, zu bannen. Bangert hat inzwischen Familie und engagiert sich für die praxisnahe Ausbildung von jungen Bildjournalisten und Fotografen (seit 18.8.2021 endlich als ordentlicher Prof.!).

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Das sind genug Gründe, in aller Öffentlichkeit sehr persönlich zu werden, um mit seinen handschriftlichen Notizen (warum schrieb er diese eigentlich in Englisch?), seinen Fotos und Collagen aus gesammelten Text- und Bildfragmenten zu versuchen, seine Kriegserlebnisse am Beispiel von Afghanistan zu verarbeiten. Bangert hat dabei das Glück und die Fähigkeiten, sich kreativ äußern zu können im Gegensatz zu manchen Soldaten, die nach ihrer Rückkehr oft an PTBS leiden, einem posttraumatischen Belastungssyndrom, und psychisch ins Bodenlose abgleiten. Bangerts Ehefrau unterstützte ihn als Gestalterin des auch äußerlich an ein Notizbuch erinnernden, leider recht straff gebundenen Kleinformats.

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Im Falle Afghanistan ist die Sinnlosigkeit der Kampfeinsätze nun besonders deutlich geworden. Es mag ein schwacher Trost für Bangert sein, dass er seinerzeit als Berichterstatter mit der Kamera Bilder geliefert, also Öffentlichkeit hergestellt hat, und aus diesem Material drei Fotobücher machen konnte, die bleiben werden. Ob ihm das persönlich geholfen hat und noch helfen wird? Hoffentlich. Ob das den Opfern des Kriegs geholfen hat und noch helfen wird? Wenn man die Menge der Fotobücher (bzw. Fotos) zum Thema Krieg mit der Anzahl der bewaffneten Konflikte in Relation setzen würde, wäre das Ergebnis vermutlich ernüchternd – Bilder verhindern keinen Waffengang, denn sie kommen zu spät oder werden nicht gesehen. Dem Schlusssatz in Bangerts Collage ist nichts hinzuzufügen: „War is stupid.“

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War Porn, Hello Camel und Rumors of War (v.l.n.r.)

  • Titel: Rumors of War
  • Untertitel: 
  • Bildautor: Christoph Bangert
  • Textautor: Christoph Bangert
  • Herausgeber: 
  • Gestalter: Chiho Bangert
  • Verlag: Kehrer Verlag
  • Verlagsort: Heidelberg
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: englisch
  • Format: 19,5 x 12 cm
  • Seitenzahl: unpaginiert (240 S.)
  • Bindung: verdeckte Freirückenbroschur
  • Preis: 35 Euro
  • ISBN: 978-3-96900-004-5

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