Wer ist Erich Schutt AFIAP?

Ein Beitrag zur Geschichte der Fotografie in der DDR

Schutt_Cover

Die Beschäftigung mit der Fotogeschichte der DDR ist ein Minenfeld. Die Kunstgeschichte nimmt bislang nur „Künstler“ wahr wie beispielsweise Arno Fischer, Evelyn Richter oder Gundula Schulze. Möglichste Staatsferne war und ist neben der eigentlichen Qualität der Arbeiten ein zusätzliches Kriterium. Denn der Staat war, wie man weiß, repressiv und längst nicht so demokratisch, wie es der Name des Landes vorgab. Die große Menge der Bilder wurde jedoch von Fotografen geliefert, die als Mitarbeiter einer Zeitung, eines Verlages, einer Organisation oder der Werbeagentur DEWAG – sicherlich nie ohne Rücksichtnahme auf die geltende Parteilinie – ihren Job machten. Dass es dabei gerade im Bildjournalismus beachtliche, auch im Ausland wahrgenommene Leistungen gab, ist weniger bekannt. Denn die Aufarbeitung der Geschichte dieses Teils der DDR-Fotografie steht erst am Anfang.

Einem dieser „Unbekannten“ wurde jetzt, als verspätete Referenz zum 80. Geburtstag, eine Retrospektive in Cottbus (20.4.-24.6.2012) mitsamt einem umfangreichen Begleitbuch gewidmet: Erich Schutt. Dieser war 41 Jahre, von 1953 bis 1994, als Bildjournalist für die „Lausitzer Rundschau“ in und um Cottbus unterwegs. 1963 erhielt er den rätselhaft abgekürzten Ehrentitel AFIAP, was nichts anderes heißt, dass er aufgrund von erfolgreichen Ausstellungsbeteiligungen Mitglied in der „Fédération Internationale de l’Art Photographique“ wurde; Schutt verwendete diese Internationalität signalisierende Abkürzung bei Nennung seines Namens beispielsweise für das Firmenportrait „Glückauf Schwarze Pumpe“, das 1974 oder 1975 erschien. Von 1963 bis 1966 war der gelernte Fotodrogist Schutt Fernstudent der Fachschule für Journalistik in Leipzig. 1967 berief man ihn in die (Ost-)Berliner Fotografengruppe „Signum“, die sich, 1965 im Vorfeld der 4.bifota gegründet und 1969 wieder eingegangen, einer hohen gestalterischen Qualität im Bildjournalismus verschrieben hatte.

Die Monographie über Erich Schutt enthält viele Bildbeispiele aus dem privaten Archiv des Fotografen. Arbeiten für die Zeitung, die Nachrichtenagentur ADN und solche in Farbe blieben außen vor. Bernd Lindners ausführlicher Textbeitrag versucht eine stilistische Einordnung der vorgestellten Werke, Jürgen Matschie beschreibt den Lebensweg des Fotografen und von was Horst Adams Textbeitrag handelt, bleibt für alle ein Geheimnis, die nicht der niedersorbischen Sprache mächtig sind. Bibliografie und Ausstellungsverzeichnis beschließen den Bildteil der schnörkellos gestalteten Monografie, die, wie schon der gleichartige Band über Erich Rinka, künftig bei einer Beschäftigung mit der „offiziellen“ Fotografie in der DDR nicht übersehen werden darf.

  • Titel: Erich Schutt
  • Untertitel: Fotografien der Niederlausitz 1948–1991
  • Bildautor: Erich Schutt
  • Textautor: Jürgen Matschie, Bernd Lindner, Horst Adam
  • Herausgeber: Jürgen Matschie
  • Gestalter: Isa Brützke
  • Verlag: Domowina Verlag
  • Verlagsort: Bautzen
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Sprache: deutsch, sorbisch
  • Format: 
  • Seitenzahl: 160
  • Bindung: illustriertes Hardcover

  • Preis: 19,90 Euro
  • ISBN: 978-3-7420-2214-1

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